Rede von Dr. Rudolf Batliner, Festakt am 26. Oktober 2020
Ein langer Traum geht in Erfüllung: Fair Trade Town Vaduz. Es hätten auch Balzers, Schaan oder Eschen sein können – oder gar Fair Trade Country Liechtenstein.
Fair Trade in Liechtenstein begann mit Idealistinnen, Weltverbesserern – wie man sie damals belächelte. In Läden stellten sie Kässeli auf, in die man für jedes gekaufte Kilo Bananen 20 Rappen einwerfen konnte. Und siehe da, es funktionierte. Das Geld ging über die Bananenfrauen in Frauenfeld an Produzentenfamilien in Lateinamerika. Erfolg spornt bekanntlich an. Frau und Mann engagierte sich im Verein Welt und Heimat und am 8. Dezember 1977 wurde der erste Dritt-Welt Laden eröffnet. (Übrigens in meinem Elternhaus in Eschen.) Dass Fürstin Gina zu Besuch kam, war das Tüpfelchen auf dem i. Damals wie heute war die Botschaft: Dein Konsum beeinflusst das Wohlergehen Anderer.
Das Sortiment im Laden war bescheiden: Kunsthandwerk, Batik, Ujamaa Kaffee aus Tansania und Honig aus Mexiko und Guatemala – und natürlich die unvergessenen Juteprodukte aus Bangladesch. «Jute statt Plastik» hiess es vor über vierzig Jahren und nahm damit ein Thema von heute vorweg. Und mit noch einem Umweltthema waren die Weltverbesserer Pionierinnen: Alu-Jogurt-Deckeli sammeln war der Beginn vom Haushalts-Recycling für Jedermann.
Doch nun zurück zum Fair Trade. Der Dritt-Weltladen zügelte von Eschen nach Schaan, von dort nach Vaduz unter das Dach des Naturlada der Genossenschaft für gesunde Ernährung und dann wieder als Welt-und Naturlada zurück nach Schaan. Selbstverständlich hatte der Verein auch Stände an den Jahrmärkten und war bis vor drei Jahren am Wochenmarkt in Balzers präsent. Die Aktion «Für einen Gerechter Handel mit der Dritten Welt» zusammen mit Caritas und Fastenopfer in den 1980iger Jahren und die vom LED unterstützte Aktion «Lie goes fair» im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts waren Anstrengungen, das Bewusstsein für Fair Trade landesweit zu streuen und verankern.
Schliesslich trat das ein, was man immer gehofft hatte und schlussendlich zur Aufgabe des Ladens im Jahr 2011 führte. Fair Trade ist Mainstream in den Grossverteilern geworden. Das Flaggschiff ist nach wie vor die Banane. Der Max Havelaar Kleber ziert jede zweite Banane, die in der Schweiz gekauft wird. Das Angebot ist breit geworden. Gehen Sie mit offenen Augen durch die Regale von Coop oder Migros oder … Mittlerweile betrifft Fair Trade auch andere Konsumbereiche, für die es entsprechende Labels gibt wie zum Beispiel Kleider, Teppiche, Pflastersteine, Handys um einige zu nennen. Und erstreckt sich auch auf die Reisebranche. Und ganz wichtig – auch auf Finanzanlagen.
Was lernen wir aus dieser Geschichte?
1. Veränderungen werden oft von Idealisten, Spinnerinnen angestossen.
2. Veränderungen brauchen einen langen Atem.
3. Was am Ende herauskommt, ist am Anfang nicht vollumfänglich absehbar.
Als erste Gemeinde Liechtensteins wurde Vaduz das Zertifikat "Fair Trade Town" verliehen.
Am Samstag, 24. Oktober 2020, konnte Bürgermeister Manfred Bischof im Rahmen eines kleinen Festaktes das Zertifikat "Fair Trade Town" von Swiss Fair Trade entgegen nehmen.